Lithium-Ionen-Batterien sind unabkömmlich für die Realisierung von Elektrofahrzeugen, die eine deutliche Reduzierung der Luftverschmutzung ermöglichen. Trotz der Vorteile der derzeit verwendeten Batteriematerialien ist die kontinuierliche Suche und Implementierung von neuen Materialien mit verbesserten chemischen, physikalischen und elektrochemischen Eigenschaften von zentraler Bedeutung, um die Energiedichte zu erhöhen und somit die Reichweite des E-Fahrzeugs zu erweitern. Andererseits ist ein besseres Verständnis der heutigen Systeme ebenso wichtig, um Optimierungen zu ermöglichen und die Einführung neuer Materialien zu erleichtern.
In dieser Arbeit wird der Einfluss von Formierungsprotokollen, der Elektrolytzusammensetzung und von Oberflächenmodifikation von Graphit auf die Eigenschaften der Anoden/Elektrolyt-Grenzfläche und letztlich auf eine verbesserte Batterieleistung hin untersucht.
Polymerelektrolyte, die entweder ionische Flüssigkeiten oder Keramikfüllstoffe enthalten, wurden in den letzten Jahrzehnten weitgehend untersucht. Nur wenige Literaturberichte vergleichen jedoch den Einfluss der einzelnen Komponenten auf den resultierenden Elektrolyten. Daher wurden die individuellen und kombinierten Einflüsse einer ionischen Flüssigkeit (Pyr14TFSI) und eines keramischen Füllstoffs (SiO2) auf die thermischen und elektrochemischen Eigenschaften eines PEO20-LiTFSI Systems untersucht. Der Elektrolyt mit beiden Komponenten zeigt den niedrigsten Glasübergangspunkt (-60 °C) und die niedrigste Schmelztemperatur (27 °C), die höchste Leitfähigkeit bei jeder untersuchten Temperatur und die höchste Grenzstromdichte (bei 40 °C).
Das Leitsalz, lithium bis(trifluoromethansulfonyl)imid (LiTFSI), das üblicherweise in Polymerelektrolyten verwendet wird, kann auch als alternatives Salz in Li-Ionen-Batterien eingebracht werden. Die wissenschaftliche Untersuchung dieses Salzes als Additiv ist von großem Interesse, da es in kommerziellen Batterien bereits weit verbreitet ist. Daher wurden LiTFSI und zwei ähnliche Imidsalze als Additive in organischen flüssigen Elektrolyten und im Vergleich zu einem organischen Additiv, Vinylencarbonat (VC), untersucht. Die Verwendung von Lithiumimidsalzen in Elektrolyten führt zu erheblichen Verbesserungen der Coulomb-Effizienz des ersten Zykluses und der Langzeitstabilität von Graphit/LiFePO4 Knopfzellen. Die Ergebnisse der XPS-Analyse und Impedanzspektroskopie an Graphitelektroden zeigen, dass die Passivierungsschicht (SEI – solid electrolyte interface) nach der Formierung dünner und weniger widerstandsfähig ist und mehr LiF enthält, wenn Imidsalze statt VC verwendet werden. Trotz der vorteilhaften Auswirkung der Imidsalze auf die Leistung der Lithium-Ionen Zellen wird eine verringerte thermische Stabilität der SEI beobachtet.
Die sorgfältige Formulierung des Elektrolyten ist eine wirksame Strategie zur Bildung einer stabilen SEI auf der Anodenoberfläche. Außerdem kann die Art der Formierung während der ersten Zyklen, die für den SEI-Aufbau erforderlich ist, diesen Prozess signifikant beeinflussen. Daher wirde auch der Einfluss von drei verschiedenen Formierungsprotokollen (Laborstandard-, Dual-Current-, und industrielles Protokoll) auf die Zyklisierbarkeit und auf mögliche Zeitreduzierung hin diskutiert. Das Dual-Current-Protokoll ermöglicht höhere Ratenfähigkeit und einen vergleichbaren Kapazitätserhalt der Zellen im Vergleich zum industriellen Protokoll. Die XPS-Untersuchung an den Graphitelektroden zeigt eine mögliche Wiederaufbau der SEI während der Entladung. Dieses Phänomen ist bei Verwendung des industriellen Protokolls vergleichsweise stärker ausgeprägt. Insgesamt scheint das Dual-Current-Protokoll eine akzebtabele Alternative zum industriellen Protokoll zu sein.
Schließlich kann die Optimierung des Graphitmaterials, z.B. durch eine Kohlenstoffbeschichtung, die elektrochemische Leistung, insbesondere die Ratenfähigkeit, verbessern. Dabei können nur günstige und umweltfreundliche Materialien als Kohlenstoff Präkursoren verwendet werden. Mit Citronensäure als Kohlenstoffquelle beschichteter Graphit zeigt eine verbesserte Ratenfähigkeit. So können spezifische Delithiierungskapazitäten von 228 mAh g-1 bei 3C gegenüber 211 mAh g-1 für den reinen Graphit erreicht werden.