Volkswagen spricht über Klimaziele und holt sich Expertise vom HIU

29.04.2021

Volkswagen präsentiert Onlinekonferenz „Way to Zero“.
Stellvertretender HIU-Direktor Prof. Dr. Fichtner ist gefragter Panel-Speaker.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die VW-Onlinekonferenz „Way to Zero“ stand ganz im Zeichen ambitionierter Klimaschutzziele des Wolfsburger Autobauers: Mit Elektroautos und hohen Ausgaben für Dekarbonisierung will sich der VW-Konzern in den nächsten Jahren buchstäblich neu erfinden. Ein bisschen erinnerte die Online-Konferenz an eine deutsche Version amerikanischer Techkonzerne. Die eigens produzierten Imagefilme und durchgeskriptete Sprache verrieten viel über das neue Selbstbewusstsein. Die Ankündigungen von hemdsärmeligen Managern und professionellen Moderatoren zogen sich durch das zehnstündige Programm der „Way to Zero“-Konferenz. Der Tag war Verkaufsshow, Experten-Treff und Strategietalk zugleich.

 

Mit dabei: HIU-Direktor Prof. Fichtner aus Ulm

Fichtner trat als Gastredner auf und fungierte als späterer Paneltalk- und Batterie-Experte. In einem halbstündigen Gespräch („The Future of Battery – Batteries of the Future?“) unterhielt er sich im Onlinestream mit Frank Blome​ (Leiter Geschäftsfeld Batteriezelle und –system, Volkswagen Group Components) und dem Northvolt-CEO Peter Carlsson​ aus Schweden.

 

Ambitionierte Ziele und Erwartungen 

Gleich zu Beginn des Talks begegneten sich die Topmanager Blome und Northvolt-CEO Carlsson mit ihren ambitionierten Erwartungen, die sie gemeinsam in Bezug auf Elektrofahrzeuge haben. Auch wenn die Kosten für Elektrofahrzeuge noch immer etwas zu hoch lägen, würde das Marktwachstum mittelfristig dazu führen, dass E-Autos konkurrenzfähig würden, so der Konsens. Daraufhin warfen beide Gesprächsgäste die entscheidenden kritischen Produktversprechen von Elektroautos auf: Die Reichweiten von E-Fahrzeugen würden wachsen, Aufladezeiten geringer werden und Ladesäulen-Infrastruktur sicher bald weiter ausgebaut.

Gleichzeitig standen aber auch Bekenntnisse zum Klimaschutz im Vordergrund: Carlsson und Blome schienen sich darin einig, dass die Dekarbonisierung der gesamten Automobilindustrie das angestrebte Ziel sein muss. Dies beinhalte nicht nur die Bereitstellung des grünen Stroms für den Betrieb der Fahrzeuge. Auch die Produktion der Autos entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette sollte in Zukunft im Vordergrund stehen.

 


Fichtner zunächst zurückhaltend

Gefragt nach seiner persönlichen Meinung zu bahnbrechenden Batterie-Innovationen, redete Fichtner sich warm: „Meistens beziehen sich [neue, gehypte] Unternehmen auf nur einen Aspekt der Batterie, der dann werbetechnisch als Alleinstellungsmerkmal ausgeschlachtet wird.“ Fichtner sei schon geübt in der Identifizierung solcher Startups: Er empfahl, bei überschwänglichem Erwartungsdruck erst einmal abzuwarten und zunächst Daten und Forschungsergebnisse als relevant zu betrachten.

QuantumScape ist aus Fichtners Sicht ein Startup, welches diesen Sprung geschafft habe. Auf kleiner Zellebene habe das Unternehmen sein Versprechen für Festkörperbatterien erst einmal gehalten. „Nun steht das Unternehmen vor der enormen Herausforderung, diese Zellen auf größerer Produktionsebene hochzuskalieren“, entgegnete Fichtner.

Gleichzeitig sollte die Batterie-Community vor lauter Innovationslärm auch größere Batteriehersteller nicht außer Acht lassen: „CATL hat durch seine innovative „Cell-to-Pack“-Technologie die Batteriewelt verändert. Durch diese Ingenieursleistungen wird nun deutlich mehr Aktivmaterial verbaut. Das gibt uns eine gute Perspektive für die Zukunft.“

 

Ausblick: Feststoffbatterien & Wasserstoff-Mobilität

Gefragt nach konkreten Marktveränderungen hinzu Feststoffbatterien, oder gar einer Revolution von altbekannten Batteriematerialien wie Lithiumeisenphosphat, antwortete Fichtner: „Die Revolution hat schon angefangen. Durch innovatives Cell-to-Pack-Design sehen wir immer größere Spielräume, verschiedene Batteriematerialien auszusuchen. Lithiumeisenphosphat war vor Jahren als Batteriematerial für E-Autos schon abgeschrieben. Jetzt ist es plötzlich wieder attraktiv, weil es so gut integrierbar erscheint. Zusätzlich hat es fantastische Materialeigenschaften: Es ist sicher, nachhaltig und bietet Langlebigkeit für Batterien.“ Zusammengefasst könnten E-Auto-Batterien laut Fichtner bald deutlich mehr als 500 Kilometer Reichweite ermöglichen.

Beim Thema Wasserstoff im Mobilitätssektor zeigte sich Fichtner allerdings skeptisch. Die Entwicklung auf diesem Gebiet werde zwangsläufig eine Sättigung erreichen. Die Gesetze der Thermodynamik verböten eine rosigere Aussicht: Selbst wenn eines Tages Wasserstoff in Brennstoffzellen-Autos großflächig zum Einsatz käme, sieht Fichtner ein Kostenproblem. Er lasse sich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber im Moment bleibe er wenig euphorisch: „Im Moment sehe ich nicht, dass Deutschland genügend grünen Wasserstoff für den Bereich Mobilität und Verkehr produzieren und bereitstellen kann.“

 

Weiterführender Link:  Prof. Dr. Fichtner im Batterie-Podcast GELADEN zum Thema „Lithiumeisenphosphat“ als Batteriematerial.

Link zum Podcast: geladen.podigee.io

Weitere Events

Zur Eventübersicht

EU-Projekt RISEnergy fördert Entwicklung erneuerbarer Energien

27. Februar 2024 Die EU strebt bis 2050 Klimaneutralität an. Das Projekt RISEnergy (steht für: Research Infrastructure Services for Renewable Energy) soll auf dem Weg dorthin die Entwicklung von Innovationen für erneuerbare Energien bis zu... Mehr erfahren

Zwei Helmholtz-Institute prüfen Graphit-Rezyklierbarkeit

27. Februar 2024 Das Helmholtz-Institut Ulm (HIU) und das Helmholtz-Institut Freiberg (HIF) bestätigen gemeinsam die Wirkung einer Graphit-Wiederaufbereitungstechnologie des australischen Unternehmens EcoGraf. Die Firma reinigte die zurückg... Mehr erfahren

Natrium-Ionen-Batterien auf Basis nachwachsender Rohstoffe

30. Januar 2024 Die Nachfrage nach Energiespeichern wächst weltweit. Lithium-Ionen-Batterien werden sie aufgrund des Einsatzes kritischer Rohstoffe nur bedingt decken. Die Suche nach alternativen Batterietechnologien läuft daher auf Hochtou... Mehr erfahren

Northvolt-Delegation besucht HIU

22. November 2023 Am 22. November besuchte eine Delegation des schwedischen Batterie- und Zellherstellers Northvolt das Helmholtz-Institut in Ulm. Northvolt betreibt seit einigen Jahren neben dem Batteriebau auch eine eigene Zellfertigung und... Mehr erfahren

Symposium über Polymerelektrolyte für Batterieanwendungen

4. Oktober 2023 Polymerelektrolyte haben eine lange Geschichte in der Batterieforschung. Sowohl die Materialentwicklung als auch unser grundlegendes Verständnis über Ionentransportmechanismen in Polymeren haben sich mit ihr weiterentwickelt... Mehr erfahren